Free your Social Media - Soziale Medien jetzt aneignen! - Dear Future 25
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Dies ist ein Blogbeitrag zur Aktion Kommt in’s bunte selbstverwaltete Fediverse! und zur Veranstaltung im Rahmen des Dear Future Festivals Dresden
Du bist auf diesen Beitrag gekommen, weil du dem Link auf dem Aktionsflyer oder im Festivalprogramm des Dear Future Festivals gefolgt bist. Hier, auf dieser Seite, findest du nähere Informationen sowohl zur Veranstaltung als auch zur Aktion.
Wir werden diesen Text in der nächsten Zeit noch erweitern und verbessern. Wenn du Rückmeldungen hast oder etwas nicht verstehst, dann schreib uns gerne eine E-Mail an freeyoursocialmedia@fueralle.org
Das Wichtigste in Kürze:
Das Problem ist bekannt. Viele - auch emanzipatorische Organisationen, Vereine, Gruppen - nutzen die Social-Media-Plattformen der großen Techkonzerne, die wiederum nicht gerade für ihre emanzipatorische Ausrichtung bekannt sind. Näheres dazu findest du weiter unten im Text.
In den letzten Wochen und Monaten gab es vielfältige Aufrufe, die Plattformen der rechten Techkonzerne zu verlassen und zu Alternativen wie Mastodon oder anderen Fediverse-Diensten (wie z.B. Pixelfed) zu wechseln. Wir denken: Auch die Dresdner Stadtgesellschaft, Vereine, Organisationen, Initiativen sollten nicht länger dazu beitragen, Geld in die Kassen der Tech-Bros zu spülen. Die (Markt-)Macht der Techkonzerne ist nur so groß wie ihre Nutzer*innenbasis. Mit Mastodon und anderen Fediverse-Diensten (was das genau ist, erfährst du unten im Text) gibt es freie, selbstverwaltete und einfach nutzbare Alternativen.
Für alle, die es nicht schon getan haben: Wir rufen dazu auf, jetzt und gemeinsam zu wechseln. Das hat viele Vorteile: Ihr könnt die ersten Schritte gemeinsam gehen - wir helfen euch dabei. Ihr könnt euch miteinander vernetzen und gemeinsam eure Reichweite erhöhen. Ihr könnt auf euren aktuellen Plattformen dafür werben, euch ins Fediverse zu folgen und habt ein gutes Argument. Dort finden Menschen dann nämlich nicht nur eure Organisation, sondern auch alle anderen.
Macht mit, denn nur zusammen können wir das schaffen!
Wie geht’s weiter?
Komm zum Workshop am 14.05.2025
Am besten kommst du zu unserem Workshop beim Dear Future Dresdener Nachhaltigkeitsfestival! Dort stellen wir das Fediverse sowie seine Vorteile ausführlich vor und helfen euch bei der Erstellung eures Accounts. Außerdem beantworten wir direkt all eure Fragen.
📍 Wo: VHS Dresden, Annenstraße 10
⏰ Wann: Mittwoch, 14.05.2025, 16:00 bis 19:00 Uhr
🔗 Link zum Programmbeitrag
Workshop verpasst?
Natürlich kannst du auch ohne Teilnahme am Workshop Teil der gemeinsamen Bewegung ins Fediverse sein. Es ist eigentlich ganz einfach und wir helfen euch dabei.
Hier findest du unsere Materialien aus dem Workshop?
Im Folgenden Text geben wir eine kurze Schritt-für-Schritt-Anleitung, was ihr tun müsst, um Teil des Fediverses zu werden. Aber erst mal müssen wir kurz über die sogenannten “sozialen” Netzwerke sprechen.
Das Problem mit Sozialen Netzwerken
Fast alle Menschen mit einem Internetzugang nutzen Soziale Medien. Die einflussreichsten Plattformen (YouTube, TikTok, Facebook, X, etc.) gehören Großkonzernen, die Milliarden-Umsätze durch das Sammeln von privaten Nutzer*innendaten und das Ausspielen von Werbung generieren. Die aktuelle Social-Media-Landschaft hat viele Probleme:
- Soziale Medien sammeln massenhaft Daten ihrer Nutzer*innen und verkaufen diese an den Meistbietenden. Diese Daten können sensible Informationen über z.B. psychische Gesundheit oder politische Einstellung enthalten, die in den falschen Händen missbraucht werden können.
- Die Algorithmen der großen Netzwerke können rechtsextreme Inhalte verstärken und gezielte politische Einflussnahme nehmen, aber das ist schwer zu untersuchen, da die Konzerne unabhängige Recherchen verhindern. Außerdem sind die Algorithmen, die das Ziel haben, uns so lange wie möglich an den Bildschirm zu fesseln, schlecht für die körperliche und psychische Gesundheit. Mögliche Folgen sind Suchtverhalten, ein negatives Selbstwertgefühl oder Augenkrankheiten.
- Aber es ist schwer, von den großen Social-Media-Plattformen wegzukommen. Da Plattformen wie Instagram, TikTok und Co. in sich geschlossen sind, sorgt der Netzwerkeffekt dafür, dass große Netzwerke immer weiter wachsen (da dort schon viele Menschen erreichbar sind) und kleine Netzwerke kaum Chancen haben. Das führt zu einer Abhängigkeit von den großen Technologie-Konzernen. Das gilt nicht nur für Privatpersonen, sondern auch Unternehmen, aber auch Berufsgruppen wie Aktivist*innen, Künstler*innen oder Journalist*innen.
Die Lösung: Das Fediverse
Was ist das Fediverse
Der Begriff Fediverse ist ein Kofferwort aus dem englischen Wort für “Föderal” und “Universum” - also sozusagen ein föderales soziales Universum. Föderiert meint hier: Es gibt nicht eine zentrale Instanz/einen zentralen Server, sondern viele Server auf der ganzen Welt, die von verschiedenen Organisationen oder Einzelpersonen betrieben werden, aber eine Art gemeinsame Sprache sprechen und miteinander kommunizieren können. Technisch heißt das: sie sprechen das gleiche Protokoll.
Aus der Anfangszeit des Internets und auch heute gibt es ein bekanntes Beispiel: E-Mail ist z.B. ein föderiertes System. Es gibt unzählige E-Mail-Server auf der ganzen Welt. Egal bei welchem E-Mail-Anbieter ich meine Adresse habe oder ob ich meinen eigenen Server betreibe, ich kann jeder anderen Person, deren E-Mail-Adresse ich kenne, eine E-Mail schreiben.
Erst in jüngerer Zeit wurden zentrale Standards, die international und gemeinsam ausgehandelt wurden, von großen Konzernen aufgekündigt. Statt gemeinsamen Protokollen und föderierten Servern gibt es heute fast überall zentralisierte Plattformen.
Das Fediverse ist eine Alternative zu diesem Ansatz. Egal auf welchem Mastodon-Server ich mich anmelde, ich kann anderen folgen, egal auf welchem Server ihr Account ist. Und sogar noch darüber hinaus: Auch unterschiedliche Dienste können miteinander sprechen. So brauche ich keinen Pixelfed-Account (eine Plattform zum Verbreiten von Bildern, ähnlich zu Instagram), um anderen folgen zu können, sondern kann das sogar z.B. von meinem Mastodon Account aus.
Aber vielleicht willst du einfach das kurze Video Das Fediverse in 3 Minuten erklärt auf Peertube ansehen - ach, das ist ja schon wieder ein Fediverse-Dienst. Diesmal für Videos.
Was macht das Fediverse besser?
Natürlich löst das Fediverse nicht alle Probleme. Auch hier können rechte Trolle ihr Unwesen treiben. Gerade weil jeder Mensch eine Instanz eröffnen kann, können das natürlich auch Nazis und andere Unsympath*innen.
Das Gute am Fediverse ist aber: Es gibt keine Algorithmen, die belohnen, wenn mit gezielten Provokationen Aufmerksamkeit generiert wird. Jede Instanz kann für sich klären, welche Regeln dort gelten sollen. Und Instanzen, die ganz offensichtlich nur eröffnet werden, um dort menschenverachtende Positionen zu vertreten, können auch einfach komplett blockiert werden.
Sind dann aber nicht wieder nur alle mit den gleichen Ansichten unter sich? Die Gefahr besteht natürlich. Aber keine Sorge, auch im Fediverse sind nicht alle der gleichen Meinung und es gibt lange und kontroverse Diskussionen zu allen möglichen Themen - die aber doch oft respektvoller geführt werden.
Ist das Fediverse die Zukunft? Auf jeden Fall ist es ein Teil der Zukunft. Ob die große Utopie Wirklichkeit wird, dass die Aktienkurse von Meta und X in sich zusammenbrechen, weil dort gar keine Nutzer*innen mehr sind, kann natürlich niemand garantieren.
Mythos Reichweite
Jetzt wirst du vielleicht sagen: Meine Follower sind aber doch alle bei Insta, Facebook, TikTok und Co. Das mag stimmen. Niemand hat gesagt, dass es eine leichte Aufgabe wird. Aber du wirst schnell feststellen: Auch im Fediverse kannst du dir eine Community aufbauen. Und vergiss nicht: Es gibt auch viele, die aus Prinzip nicht auf Face-You-Insta-Tik sind. Willst du die etwa nicht erreichen?
Aber die Reichweite ist doch einfach größer bei den Plattformen, bei denen alle anderen auch sind.
Hier gibt es einen großen Unterschied: Follower bei den Tech-Konzernen sind nicht deine Follower. Sie sind erst einmal Kunden einer großen Plattform. Und was sie zu sehen bekommen, bestimmt immer noch die Plattform durch ihren Algorithmus und nicht du. Und sie bekommen zuerst und am häufigsten das zu sehen, was sie auf der Plattform hält und dazu bringt, gewinnbringenden Content anzusehen. Du zählst nicht.
Viele erleben, dass sie im Fediverse mit viel weniger “Followern” tatsächlich eine größere Reichweite haben, mehr fruchtbare Diskussionen führen und es ein ernsthaftes Interesse an ihren Inhalten gibt.
Aber andere haben das schon besser erklärt und ausführlicher untersucht. Wenn du mehr dazu wissen willst, dann lies doch den Blog-Artikel von Klaudia Zotzmann-Koch.
Wie kann ich im Fediverse durchstarten
Diese Anleitung beschränkt sich auf die Erstellung eines Mastodon-Accounts auf dem Dresdener Server dresden.network. Es gibt aber, wie bereits oben erwähnt, noch viele weitere Mastodon-Server und Fediverse-Dienste. Eine Übersicht von Mastodon-Servern findest du hier. Dort kannst du sehen, ob du auch eine andere Instanz findest, die gut zu dir passt.
Konto-Erstellung
Befolge die Schritte, um dir einen Mastodon-Account auf dresden.network zu erstellen:
- Öffne einen Webbrowser und öffne die Website https://dresden.network.
- Klicke dort auf die
Konto erstellen
-Schaltfläche. - Lies die Grundregeln aufmerksam durch und klicke auf
Akzeptieren
. Eine Missachtung der Regeln kann dazu führen, dass deine Beiträge entfernt werden und/oder dein Account gesperrt wird! - Lege auf der folgenden Seite deinen Profilnamen sowie E-Mail und Passwort fest. Damit andere Mastodon-Nutzer*innen dein Profil finden, müssen sie nach
@Profilname@dresden.network
suchen (Profilname
muss durch deinen gewählten Profilnamen ersetzt werden). - Auf einigen Mastodon-Servern werden neue Nutzer*innen-Accounts manuell von den Moderator*innen freigegeben. Deshalb ist es wichtig, in einem kleinen Text zu beschreiben, warum du ausgerechnet diesem Server beitreten möchtest. Solltest du aufgrund der Initiative Free your Social Media dem Server beitreten, dann erwähne das gerne auch im Text, sodass die Moderator*innen Bescheid wissen.
- Anschließend musst du nur noch deine E-Mail bestätigen und auf eine Freigabe durch die Moderator*innen warten. Keine Angst, das dauert meistens nicht lange.
- Wenn du die Bestätigung durch eine Moderator*in erhalten hast, kannst du dich mit deinen Accountdaten (Benutzername und Passwort) anmelden. Mastodon - wie auch andere Fediverse-Dienste, kannst du übrigens gut im Webbrowser bedienen. Aber es gibt auch Apps für mobile Geräte, dazu weiter unten.
- Sag Hallo: Übrigens, im Fediverse schreiben viele unter dem Hashtag #neuhier eine kleine Begrüßung. Mit diesem Hashtag wissen auch andere gleich, dass du jetzt auf Mastodon bist.
Vernetzung im Fediverse
Alle Organisationen, die über die Free your Social Media Initiative dem Fediverse beitreten, sollen sich gegenseitig vernetzen. Dazu haben wir den Account @freeyoursocialmediaDD@dresden.network
erstellt. Wir schlagen vor, dass du einfach diesem Account folgst. Das ist ein Zeichen dafür, dass du ein Teil des Dresdner Organisationsnetzwerks sein möchtest.
- Gehe wieder auf die Startseite von dresden.network.
- Suche in der Suchleiste nach dem Account
@freeyoursocialmediaDD@dresden.network
oder nutze folgenden Link. - Folge dem Account.
- Klicke dann auf den Text
Follower
. - Anschließend siehst du alle Accounts, die ebenfalls Teil der Free your Social Media Initiative sind. Diesen kannst du folgen.
- Neue Accounts werden dich ebenfalls in dieser Liste finden und können dir folgen.
Vernetzung außerhalb des Fediverse
Poste auf deinen anderen Social-Media-Kanälen, dass du ab sofort im Fediverse bist. Am besten mit einer Aufforderung, es dir gleichzutun.
Und wo ist jetzt meine App? Account in Apps einbinden.
Du hast vielleicht schon gesehen: Die Dienste im Fediverse (wie Mastodon) kann man (im Gegensatz zu manchen Plattformen von BigTech) prima als Webseite in einem Webbrowser bedienen. Auch auf dem Desktop. Und gerade, wenn du den Account nicht privat benutzt, sondern damit deine Organisation repräsentieren willst, hat das viele Vorteile, weil du vielleicht eh am Rechner sitzt und da schneller tippen kannst.
Aber natürlich gibt es auch eine App. Oder? Nein. Hier wird es ein kleines bisschen kompliziert. Es gibt nämlich nicht nur eine. Es gibt wirklich viele Apps. Damit das aber nicht zu kompliziert wird, haben wir eine klare Empfehlung für euch:
- Wenn du 🤖 Android nutzt:
- dann empfehlen wir dir Tusky
- oder die “offizielle” Mastodon-App
- Wenn du 🍏 iOS (Apple-Geräte) nutzt:
- dann empfehlen wir dir IceCubes
So, du lädst dir also die App auf dein Telefon - und dann musst du dich nur noch mit deinem Account an deiner Instanz anmelden. Und da gibt es jetzt noch etwas zu beachten. Du musst jetzt nämlich noch eingeben, auf welcher Instanz sich dein Account befindet. Hier gibst du einfach dresden.network ein (oder eben die Instanz, bei der du deinen Account hast). Danach geht es wie gewohnt weiter mit Benutzername und Passwort.
So, fertig!
Jetzt kannst du loslegen.
Und wer macht das eigentlich alles? Das Fediverse wird betrieben von Freiwilligen, Enthusiast*innen, Non-Profit-Organisationen. Von Leuten, die finden, dass echte “soziale Netzwerke” zu wichtig sind, um sie den Profitinteressen von zweifelhaften Tech-Bros zu überlassen.
Und das ist alles kostenlos? Ja, aber das heißt nicht, dass es nicht viel Arbeit macht und Kosten verursacht. Daher freuen sich natürlich auch die Betreiber*innen des Fediverse über Spenden, z.B. hier.
Weiterführende Links und Infos
- Mastodon in 160 Sekunden - kurzes Video auf Peertube
- Das Fediverse in 3 Minuten erklärt - kurzes Video auf Peertube
- “Mythos Reichweite” im Blog von Klaudia Zotzmann-Koch
- Komm ins Fediverse – hier ist die bessere Party! - Blogartikel mit Erklärung zu weiteren Fediverse-Diensten
- Noch mehr Informationen zum Fediverse - im Kuketz-Blog
- Digitaler Alltag - Alternativen zu Apple, Instagram und Microsoft - Zeitungsartikel von Anne Roth
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